Donnerstag, 31. Dezember 2009

Angkor Wat und Banteay Kdei

Donnerstag, 31.Dezember 09 – Silvester –

Angkor Wat – der See


Nochmal etwas zu gestern. Ein Mädchen vorm Damm zum Eingang von Amgkor Wat bot Wasser, Postkarten und Bücher an, wie die meisten Verkäufer hier, mit kräftiger Stimme, und gar nicht schüchtern. Nachdem ich dankend abgelehnt hatte, kam ein neues Angebot: ein kostenloser Parkplatz für mein Fahrrad, wenn ich ihr was abkaufe. Ich erkläre ihr lachend, dass ich in ganz Asien noch nie für das Abstellen eines Fahrrades oder Mopeds bezahlt hätte, und das ganz sicher auch in Angkor nicht tun würde. Ich stelle mein Fahrrad ab und gehe. Ich habe ja wirklich Interesse an so einem Buch, aber ich reise noch über drei Monate weiter und will mir kein zusätzliches Gepäck auflasten. Darum kann auch die ganz besonders pfiffige Starverkäuferin, dir mir bei der Rückkehr  ihr Programm offeriert, auch kein Geschäft machen. Dann will sie aber wenigstens noch ein Gespräch mit dem Ausländer, und das verläuft so:
„Woher kommst du Sir?“ „Aus Siem Reap“ „Nein, ich meine wo du wohnst.“ „In Siem Reap“ „Du wohnst da bestenfalls im Guesthouse, aber egal, wie du willst. Wohin gehst du jetzt?“ „Nach Hause“  Sie verzieht das Gesicht „Du gehst ins Guesthouse, und nicht nach Hause!“ „Doch, ich bin müde, will duschen und fahre jetzt nach Hause“ „Du bist ein Lügner, Sir.“ Sie grinst ungeheuer nett, und ich finde, das ist ein bemerkenswertes Gespräch, obwohl ich ihr am Ende nicht sage was sie hören will, nämlich dass ich aus Deutschland komme.

Der junge Mann beim Frühstück fragt schüchtern und mit ständigen Verbeugungen, wie mir Cambodia gefällt, und ob ich den Weg finden würde, wenn ich mit dem Fahrrad hinausfahre nach Angkor. Den kenne ich, wähle aber diesmal eine andere Straße, die in Richtung Angkor mit Durchfahrt verboten gekennzeichnet ist. Einbahnstraße – falsche Richtung. Bei zwei Polizeiposten, die ich passiere, kann ich ungeschoren vorbeifahren. Die Straße endet hinter den Parkplätzen vom Angkor Wat, und ich denke gerade, dass ich alle Ticketkontrollen umgangen habe, da winkt aus dem Gebüsch auf der anderen Straßenseite eine Dame in Uniform: Ticketkontrolle. Sie blickt auf mein 3-Tages-Ticket mit dem letzten Gültigkeitstag. „Sorry Sir, last day“  Ja, leider der letzte Tag. Wer weiß wozu es gut ist, denn nach drei Tagen Angkor zeigen sich die ersten Symptome einer seltenen Krankheit, die einige Touristen hier schon am ersten Tag erwischt: N.A.F.T. (Not Another F... Temple). Bei mir ist eine Variante des Virus aufgetreten: N.A.F.J.G. (Not Another F... Japanese Group).


Ich umrunde mit dem Fahrrad den See und sehe ein weiteres Wunder von Angkor Wat. Der riesige, quadratische See war mit Steinblöcken in mehreren Schichten, die wie Stufen zum Wasser führten eingefasst. Unglaublich! Der Weg ist kaum befahrbar, mal muss ich absteigen und mal das Rad tragen, und ich hoffe inständig, dass hier alle Landminen geräumt wurden. Aber es ist traumhaft. Immer wieder tauchen zwischen den Bäumen der Tempelinsel die Türme des Wat auf, und eine ganze Stunde lang nur das Geraschel und Gezwitscher der Tiere. An zwei Stellen saßen Fischer am Ufer. Betrete Angkor Wat heute durch das ziemlich verfallene Tor der Ostseite, aber die Apsaras (Tänzerinnen), die ja überall in der Anlage Wände und Säulen schmücken, sind hier wunderbar erhalten. Nach dem zweiten Besuch vom Wat, diesmal mit Fotoapparat, radele ich weiter, und ein kleines Mädchen mit Postkarten, von denen ich wieder einmal keine kaufe (ich hätte jetzt ungefähr 800) , fragt wohin ich will, als ich in den Waldweg einbiege. Ich sage nach Banteay Kdei, einer weiteren Tempelanlage, und sie weiß ganz genau „This way is the right way, 6 km, Sir, and good luck to You and a Happy New Year.“  Ich falle fast vom Rad, als ich in ihr strahlendes, lächelndes Gesicht blicke. Die Kleine ist vielleicht zehn Jahre alt. Immer wieder fällt in Kambodscha auf, wie sehr die Menschen sich über kleine Unterhaltungen freuen, auch wenn sie nicht ihr Zeug verkaufen können. Das ist sehr schön.

Wünsche allen Lesern des Blogs ein gutes neues Jahr 2010, Gesundheit und Zufriedenheit. Mir selber kommt es so vor, als müsste ich immer wieder mal meine Citizen mit Eis kühlen, weil sie so schnell rennt, die Zeit so rasch vergeht. Bin doch eben erst abgereist, und schon ist 2010.