Dienstag und Mittwoch 12./13.Januer 2010
viel Arbeit, wenig Brot
Obwohl ich mir ein Moped mieten wollte um die Insel zu erkunden, habe ich, weil ein echter ‘Schreibfluss‘ über mich kam, volle zwei Tage im Malibu verbracht. Ich habe auch die angekündigte Mopedmiete für diesen und den nächsten Tag abgesagt, denn ich merke, dass ich hier gut arbeiten kann, und will das auch tun. Die Regenschauer, und der Stuhl, den ich inzwischen für meine Terrasse besorgt habe, befördern meine Arbeit in besonderem Maße. Ich kann nicht raus, aber ich kann sitzen (mit Strom). Ich bitte auch alle schwer schuftenden Leser des Blogs um Entschuldigung, dass ich meine Romanschreiberei als „Arbeit“ bezeichne. Ihr müsst zu Hause knüppeln, und denkt wahrscheinlich, der Spinner hat genau das verwirklicht, was wir ein Traumleben nennen, und nennt das zur Tarnung dann ‘Arbeit‘. Ihr habt ja Recht! Ohne diese selbst gestellte Aufgabe, am Ende jeder 6-monatigen Reise einen lesenswerten Roman abzuliefern, könnte ich die Trennung von Frau und Freunden nur schwer ertragen. Da ich es aber tatsächlich schaffe, am Ende eine spannende, interessante, oder vielleicht sogar auch Einsichten verschaffende Geschichte als Essenz mit nach Hause zu bringen, sehe ich in meinen Reisen, dem permanenten Sammeln von Eindrücken und deren Verarbeitung, einen Sinn. Ganz abgesehen davon, dass diese Eindrücke auch mein aktuelles Leben, obwohl, und vielleicht auch gerade weil ich schon im fortgeschrittenen Lebensstadium angelangt bin, ganz außerordentlich und vorrangig bereichern. Ich stelle z.B. fest, dass ich mich eigentlich über kaum etwas mehr richtig aufregen kann. Alles ist wie es ist. Ist es wirklich inakzeptabel, dann gehe ich eben, aber ich gehe ohne mich aufzuregen. Beispiel vom heutigen Tag: Ich sitze ganz gemütlich im Restaurant am Meer. Zu diesem Zeitpunkt bin ich auch noch der einzige Gast, und ich trinke drei Bier, bevor ich mir endgültig ein Abendessen mit gegrilltem Fisch bestelle. Wie schon gestern, versuche ich ausschließlich mit Thai-Sprache klar zu kommen. Und das klappt hier besser als jemals zuvor. Weder in Bankok, noch bei unserer Freundin Pen, die ja selbst in der Lage ist Deutsch zu sprechen, kommen meine meine Thai-Versuche verständlich an. Hier ist auf einmal alles ganz anders! Ich kann bestellen was ich will, ich bekomme das auch. Die verstehen alles, freuen sich ungeheuer über den Farang der Thai spricht, und mit Hilfe des Wörterbuchs kann ich sogar entschlüsseln was sie antworten. Keine Zufallstreffer, denn das funktioniert jetzt schon den zweiten Tag und bei mehreren Mädels dieses Restaurants. Jeder ist happy, bis zu dem Augenblick, als der Hund, der von draußen kommt, zwischen dem Nachbartisch und meinem, höchst geräuschvoll einen riesigen Haufen kotzt. Ich ziehe an einen anderen Tisch um, denn der eklige Geruch zieht exakt zu mir herüber, und in Erwartung des bestellten Fischgerichtes will ich mich dem nicht weiter aussetzen. Auf jeden Fall haben die Restaurantmädels, die das auch sofort bemerkt, und nicht wie oft regional üblich ignoriert haben, Zeitungspapier über den Kotzbrocken gelegt. Ganz unauffällig, und ohne die inzwischen eingetroffenen Gäste zu stören. Diese Abwägung zwischen dem dezenten Verdecken und dem offiziellen und auffälligen Wegräumen fand ich genial. Und es war genial bis zu dem Moment, als der frisch eingetroffene Österreicher seine Bekannten begrüßen wollte, die unmittelbar an dem Nachbartisch der umgekehrten Hundemahlzeit saßen. Der ist nämlich tollpatschig genau auf dieses Türmchen aus Zeitungspapier getreten, hat sich dabei weiter unterhalten, ohne zu bemerken in was für einen miesen Haufen er da gelatscht ist, und ist dann davon getrottet. Wäre mir ja auch absolut egal gewesen, aber der Geruch der nun frisch verteilten Hundekotze erreichte dadurch auch den Tisch, an dem ich in der Flucht vor genau diesem meinen neuen Platz bezogen hatte. Gelassenheit hat Grenzen.
Habe die Windrichtung genau geprüft, und bin noch einmal umgezogen. Die Mädels haben es zur Kenntnis genommen, und ich habe ihren Gesichtern entnommen, dass sie auch ohne Worte ganz genau wussten was, und warum ich es tat. Ich glaube, „Pappa“ hat ab heute hier Kredit, auch wenn ich das Königstreue beweisende rosa T-Shirt heute nicht getragen hätte.