Montag, 28.Dezember 09
Radeln in alle Richtungen
bin gegen 9 Uhr mit dem Fahrrad losgefahren. Zuerst, zum Eingewöhnen an diese Art des Rechtsverkehrs, die mit der unsrigen nicht das Geringste zu tun hat, fahre ich eine City-Runde. Als ich an die Nationalstraße 6 komme, und eigentlich auf die andere Seite müsste, mache ich es genauso wie die Einheimischen, ich fahre einfach auf der falschen Straßenseite bis zum nächsten Abzweiger. Ab sofort habe dafür auch Verständnis und schimpfe nicht mehr über die vielen Geisterfahrer, denn man kommt, zumindest mit dem Fahrrad, wirklich nicht über so eine Hauptstraße wenn keine Ampelkreuzung in der Nähe ist. Im Süden der Stadt fahre ich kleine, staubige Sandpisten, die hinausführen, und dann wieder hinein in die City, diesmal in Richtung Norden. Als ich das Schild sehe mit dem Hinweis, dass dies die Straße ist zum archäologischen Park von Angkor, fahre ich einfach mal da hinaus, um zu sehen ob das per Fahrrad und praller Sonne von oben zu machen ist. Als ich die Ticket-Station, auf der Hälfte des Weges nach Angkor Wat, erreiche muss ich umdrehen, denn ab hier braucht man die Eintrittskarte. Die kostet 40,- USD für drei beliebige Tage in der Woche, aber die habe ich nicht dabei. Frage aber nach, ob auf der Site mit dem Fahrrad fahren darf, das geht. Die Pisten abseits der Hauptstraße sind Dreckschleudern. Kambodscha ist ein ungeheuer staubiges Land. Der gelbe und rote Sand ist pulvertrocken, und bei der Berührung mit irgendeinem sich drehenden Reifen, wird eine Staubfahne aufgewirbelt, die Luft und Landschaft in rotem Nebel verschwinden lässt. Nach 2 Stunden auf dem Rad habe ich das Gefühl, ich sein eingebacken in eine Kruste aus Staub. Bei der Fahrt durch die Hütten am Fluss, nördlich von Siem Reap, grüßen freundliche Menschen aus ihren Bretterverschlägen auf Stelzen. Leider gleicht die Fahrt etappenweise auch der Besichtigung einer riesigen Mülldeponie, Asien eben. Die Menschen haben kein Gespür für ihre Umwelt, haben es nie gelernt. Auch die buddh. Tempel Wat Po Lanka und Wat Bo werden, da an zwei Seiten offen, als Durchgangsstraßen genutzt, und versinken mit all ihren Wandmalereien, Schnitzereien und Steinmetzarbeiten im Staub. Im Wat Bo ist ein Bereich mit Grabstupas gleichzeitig Müllplatz, und man glaubt nicht, dass man sich im bedeutendsten Tempel der Stadt bedindet.
Der Security Mann und Parplatzeinweiser vor einem neuen Restaurant und Supermarkt freut sich, dass ich mit ihm rede. Andere hätte ja nie Zeit oder Lust um ein paar Worte zu wechseln, meint er, und ich solle allen in Deutschland schöne Grüße, vielen Dank und frohe Weihnachten bestellen. Danke dafür, dass Deutschland so viel geholfen hat. Er meint u.a. das von Deutschland unterstütze Landminen-Suchprogramm, das SOS-Kinderdorf und die Hospital-Hilfen. Nun, Weihnachten ist zwar vorbei, aber ich gebe die Wünsche gerne weiter. Nehmt die netten Wünsche einfach schon für Weihnachten 2010.
Nachdem ich nun geduscht habe, und der rote Dreck von meinem Körper runter ist, werde ich mich jetzt wieder auf das klapprige Leihfahrrad schwingen und zu Swenssen´s radeln. Habe tatsächlich eine Eisdiele mit diesem Supereis in der City entdeckt. Hoffentlich bleibt jetzt die Kette drauf, denn ich will nicht wieder mit Mechanikerpfoten rumlaufen. Als das eben passierte, war aber auch sofort jemand da, der helfen wollte. Die Menschen sind wirklich sehr nett hier.