Rituale im Wat Phnom
Bin vom Boddhi Tree GH beim Tuol Sleng Museum einen sehr weiten Weg bis zum Wat Phnom gegangen. Da ich inzwischen die Namen der wichtigsten Hauptstraßen und deren Verlauf kenne, und das Zahlensystem für die anderen Straßen allmählich durchschaue, ist die Orientierung aber leichter geworden, und ich gehe nun durch das Gassengewirr fast den direkten Weg zu einem angepeilten Ziel.
Wat Phnom birgt zwischen dem Vihara, dem Gebäude in dem Buddha gehuldigt wird, und der Stupa, einen kleinen Schrein, der der reichen alten Witwe Penh gewidmet ist. Im Märchen von Tante Penh hat die Dame um 1372 am Mekong einen Baumstumpf gefunden, in dem 5 Buddhastatuen steckten. Sie hat den künstlichen Hügel aufschütten lassen, und den Tempel für die Buddhas gleich obendrauf gestellt. Und weil Phnom = Hügel heißt, und die Witwe Frau Penh war, hatte der Ort seinen Namen: Hügel von Penh = Phnom Penh. In dem Schrein für Frau Penh hat man sie ziemlich pummelig dargestellt, und ihr auch noch eine Brille aufgesetzt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spenden sie ihr noch heute, denn das Geschäft mit dem Geld läuft dort oben prächtig. Wer Glück braucht für ein Geschäft oder in familiären Angelegenheiten, der kommt erst mal her zum Bezahlen. Hat der dann tatsächlich Glück gehabt, kommt er wieder und blecht zum Dank noch mal. Die Touristen zahlen am Eingang 1,-USD = 4.200 Riel, bekommen dafür aber kein Glück, denn die Eintrittsgeldkasse ist ja noch vor den Schreinen und Tempeln in denen mit dem Glück gehandelt wird. Könnte mir aber vorstellen, dass die Dame mit den Eintrittskarten den Tisch an dem sie sitzt auch immer schön anbetet und mit Blumen und Räucherwerk bestückt, denn für sie bringt der natürlich regelmäßig das große Glück einer gut gefüllten Tageskasse.
Die Chinesen und Vietnamesen haben noch einen anderen Ort, an dem mit seltsamen Ritualen das Schicksal bestochen werden soll. In einem ziemlich elektrischen Schrein steht eine erschreckend aussehende Figur, die Spanferkel, Obst und Getränke erhält, und natürlich, an etwa fünf verschiedenen Spendenkästen in diesem Raum, reichlich Geldscheine. Davor ein Tisch mit Löwenfiguren. Dem einen werden Schinkenstreifen und Eier ins Maul gelegt, und ein Schamane im T-Shirt fummelt unter Absingen von Versen etwa 1 Minute lang an dem Spender rum und wirft Reiskörner durch die Gegend.
Sieht so aus, als wolle er dem Schinken mit Ei-Spender was aus dem Körper ziehen, vielleicht Krankheiten, oder auch nur das finanzielle Pech - wo sich hier, in dieser Anlage, doch eigentlich Alles nur um das Materielle dreht.
Gehe auf dem Rückweg noch an der Busstation beim Zentralmarkt vorbei. Die nehmen für den Bus nach Siem Reap auch 5,- USD, genau wie die Reisebüros. Eigentlich ist die Rückkehrzeit beim Guesthouse mit 14 oder 15 Uhr immer viel zu früh um den Tag schon ausklingen zu lassen. Aber nach vier bis fünf Stunden Laufen in der Hitze hat man einfach genug und ist geschafft (ich zumindest).