Mittwoch, 23. Dezember 2009

Choeung Ek Memorial - Killing Fields

Mittwoch, 23.Dezember 09

Russenmarkt

Russenmarkt ? Da mag mancher Leser im Blog, und ich denke da insbesondere an den Raum Cloppenburg, denken:  den haben wir hier auch. Hier heißt der so, weil die Russen die ersten Ausländer waren, die in größerer Anzahl nach 1980 in der Stadt auftauchten und einkauften. Während der Pol Pot-Zeit war Phnom Penh komplett evakuiert und menschenleer. Die Stadtbewohner mussten allesamt in den Feldern im Land arbeiten, bis zu 15 Stunden täglich. Der Russenmarkt ist dunkel, die Gänge sind dort sehr eng – nichts für Klaustrophobiker. (Das ist der Nahrungsmittel – Motorradclub von Klaus : Klaus – Tropho – Biker). Die Brutzelküchen sehen nicht sehr einladend aus. Gehe zurück, und spreche tatsächlich mal einen Mopedtaxi-Fahrer an, was er für eine Fahrt zu den Killing Fields 15 km südwestlich der City haben will, und was soll ich sagen, der kennt die nicht! Da bin ich bisher etwa 1000 mal angequatscht worden, ob ich ein Mopedtaxi möchte, und die touristischen Höhepunkte wurden heruntergebetet, darunter immer auch die Killing Fields, und der eine, den ich anspreche, der kennt die nicht. Ich habe sogar den Khmer-Namen parat: Choeung Ek , aber er zuckt die Schultern. Pech gehabt Junge. Gehe vietnamesische Pho (Fö)–Suppe essen, mit ein paar grünen Zweigen die was von bitterer Medizin haben und demnach bestimmt sehr gesund sein müssen.


Dann fahre ich mit dem Fahrer, mit dem ich schon ein paar Mal geredet habe, zu den Killing Fields. Ich bin mir jetzt ganz sicher: Ich fahre lieber in Thailand links als in Kambodscha rechts ! Hier würde ich nie ein Moped mieten in einer Stadt. Die Verkehrsdichte ist bei geschätzten 3 Mio Einwohnern und einer Fläche, die man locker in ein paar Tagen erwandern kann, natürlich gewaltig. Loddonäng, so habe ich seinen Namen verstanden, macht das ganz prima, wie er so in den gewaltigen Strom von Gegenverkehr hineinsteuert. Dafür würde er bei uns zum Selbstmörder des Monats, hier ist das die einzige Chance abzubiegen, denn der Strom reißt garantiert bis zur Nacht nicht wieder ab. Ich denke, warum noch weiter fahren, das sind ja alles Killing Fields hier, aber es passiert natürlich nichts und wir erreichen die Gedenkstätte ohne Probleme.
 


Was ich dort sehe und anhand der Dokumentationstafeln lese ist unbeschreiblich. Auf einer Tafel steht geschrieben, dass die Roten Khmer eine grausamere Tötungsmaschinerie betrieben als Hitler. Ich will das nicht bewerten, aber Tatsache ist, dass hier ausschließlich in „Handarbeit“ getötet wurde. Die Exekutions-Handwerker mussten auf Lkws angelieferte Menschen teilweise erst noch mal einsperren, weil sie es am gleichen Tag nicht mehr schaffen konnten mit Hacken, Schaufeln, Beilen und Bambusrohren die Menschen in den Massengräbern zu töten. Ich erspare die weiteren Details, aber es ist seltsam dass man hier das Gefühl hat, die rechnen ab mit den Verbrechern, es andererseits aber nicht hinbekommen Duch zu verurteilen. Eingesperrt ist er ja wenigstens. Einsperren sollte man auch die Besucher, die lachend und scherzend durch die Massengräber rennen, und in der Pagode mit den knapp 9.000 Schädeln die besten Fotopositionen suchen. Die glauben wohl, man habe u.a. auf über 380 solcher Killing Fields mehr als 2 Mio Menschen umgebracht, damit Kambodscha heute ein paar Touristenattraktionen mehr hat.
http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/7266228.stm

Walkin´ in P.P.

Will noch mal was zum Gehen in der Stadt erzählen, denn gestern ist mir ein Autofahrer mit dem Rückspiegel voll gegen den Arm geknallt, so dicht musste der vorbei brettern. Das hat zum Glück nur gescheppert, und nicht so weh getan. Aber da ich beim Gehen auch nicht wilde mit den Armen herumschlenkere, sondern die dicht am Körper halte, kann man sich vorstellen wie er mich erwischt hätte, wäre er nur einen Zentimeter näher gekommen. Konnte ihm nur noch den Mittefinger hinterherzeigen, auch ohne zu wissen was das hier bedeutet, aber ich denke dieser Fingerzeig wird international verstanden. Manchmal ist das aber auch ein Hindernislauf unter erschwerten Bedingungen: zuerst kommt die vorm Haus aufgetürmte Ware oder das Straßenrestaurant. Dann der Müll und die Baustoffe, dann parkt ein Auto. Aber nicht wie bei uns parallel zur Straße, sondern mit der Front zum Haus. Das heißt, das Heck ragt schon weit in die Straße und man muss immer auf die Straße, will man irgendwie daran vorbei kommen. Betritt man die Straße, dann sind in der ersten Spur zuerst die Karren der Händler, um die muss man natürlich auch noch rum und steht dann schon fast auf der Straßenmitte. Dann kommen die Mopeds, die auf der falschen Seite fahren und dann erst die ersten Fahrzeuge in Fahrtrichtung. Ampeln gibt es, manche Verkehrsteilnehmer halten sogar bei Rot. Da es aber nie alle sind, muss man auch da höllisch aufpassen, und auch wieder zu beiden Seiten, natürlich auch in Einbahnstraßen.

Habe heute in der Vorstadt Müllmänner gesehen, die richtig Spaß bei der Arbeit hatten. Die kleineren, nicht so schwer gefüllten Müllsäcke haben sie jedes Mal zum Baseballspiel genutzt. Zuerst ein paar Mannwechsel und Zuwürfe, dem langsam rollenden Müllwagen hinterher, und dann durfte einer den „Korb“ werfen.